Dienstag, 3. August 2010

This was peacecamp


Andrea Prinz, Praktikantin
Das Peacecamp war für mich eine außergewöhnliche und einzigartige Erfahrung. Es sind so viele verschiedene Situationen, die einen bleibenden Eindruck bei mir hinterließen, dass ich gar nicht so recht weiß, wo ich anfangen soll. Für mich am interessantesten zu beobachten war, wie sich die vier kleinen Gruppen immer mehr zu einer großen durchmischten Gruppe formten. Obwohl sie sich untereinander schon noch eher zu ihrer „eigenen“ Gruppe zugehörig fühlten, bildeten sich im Laufe der Woche neue Gemeinschaften, die völlig durchmischt außerhalb der strukturierten Zeit Fußball oder Basketball spielten, draußen saßen und musizierten, zur gleichen Musik tanzten, gemeinsam kochten, diskutierten, im Grunde genommen: einfach miteinander lebten. Würde man all das auf eine komplette Gesellschaft umwälzen, wäre es grob gesagt eine nahezu perfekte Welt.



Das schönste Beispiel dafür finde ich war die Diskussion zum jüdisch- und arabisch-israelischen History Part. Es war ja eigentlich zu erwarten, dass diese Diskussion sehr emotional und mit einigen Differenzen verlaufen würde. Daher war es auch von Vorteil, dass die Diskussion erst sehr spät in der Woche seinen Platz fand. Denn, als die Session zu Ende war und niemand so richtig aufhören wollte zu reden, da sie sich alle in Mitten in einer hitzigen Diskussion fühlten, kam es einfach zu einem Punkt wo man sagte: STOP. Dieser Konflikt ist nun mal zu komplex um ihn in so kurzer Zeit als Ganzes erfassen oder ihn auch nur ansatzweise lösen zu können. Und das wussten die Jugendlichen auch. Dieser Konflikt wurde von früheren Generationen in die Welt gerufen, sie waren es, die hier Grenzen am Papier und in unseren Köpfen gezogen haben. Es ist an der heutigen, jungen Generation, zu sagen: wir wollen all das nicht mehr. Und dass sich die Jugendlichen nach dieser Diskussion, als alle Emotionen hochkamen, gegenseitig in die Arme schlossen, den Konflikt zur Seite legten und wieder gemeinsam Basketball spielten, an einem Tisch saßen und miteinander
Spaß hatten – genau daran sollten sich so manche Politiker ein Vorbild nehmen.




Sehr eindrucksvoll fand ich auch den Marsch zur tschechischen Grenze. Kurz davor, dort wo die Straße hinunter geht zu den Bäumen, die quasi die Grenze darstellen, kam ich mit Tomer etwas ins Gespräch. Als er mich nun fragte, wie weit es denn noch sei und wo jetzt die Grenze ist, deutete ich zu den Bäumen und dem Grenzschild. Als er nochmal nachfragte, ob das wirklich die Grenze sei, konnte ich bemerken, wie verblüfft er darüber war und wie unvorstellbar ihm das vorkam. Dieser Eindruck bestätigte sich auch nochmal, als wir dann unten saßen und langsam mehr und mehr Leute herkamen. Diese Grenze und die Geschichte des Eisernen Vorhangs drückt für mich eine sehr starke Symbolkraft aus, die natürlich auch bei den Participants nicht unbemerkt blieb. So schweißtreibend heiß und anstrengend der Weg zur Grenze auch war, muss ich sagen, dass es für mich eines der Highlights am Peacecamp war. Denn nicht nur die Symbolkraft dieser Grenze, auch das gemeinsame „Leiden“ unter der Hitze und der Anstrengung schweißte die Leute zusammen.




Die Kleingruppen-Arbeit mit den Artists fand ich sehr interessant und produktiv, auch wenn ich selbst nicht direkt Teil davon war, sondern mehr beobachtet hatte. Ich glaube, dass „My Family“ – die Arbeit mit den Familien-Alben, und das schauspielerische Darstellen von „My Story on Stage“, das Selbstbewusstsein und vor allem dem Selbstwertgefühl der Participants enorm steigerte. Denn dadurch wurde ihnen bewusst: Du stehst auch im Mittelpunkt, du bist ein interessanter Mensch, und wir wollen hören was du zu sagen hast! Und genau diese persönliche Motivation braucht man um etwas auf die Beine stellen zu können, um aktiv zu werden und um gegen gesellschaftliche und politische Missstände aufstehen zu können.




Ich persönlich bin (ich weiß nicht ob das der richtige Ausdruck ist) stolz, Teil des Peacecamps 2010 gewesen zu sein und unglaublich dankbar dafür, dass es diese Aktion gibt. Denn Frieden beginnt nicht bei irgendwelchen Politikern oder Herrschern. Frieden beginnt bei den einfachen Menschen, die es schlicht und einfach satt haben, immer und immer wieder die schrecklichsten Ereignisse in den Medien mitzuverfolgen, oder diese gar hautnah erleben zu müssen. Soweit es mir möglich ist, möchte ich meine Hilfe und all mein Bestes dafür geben, dass auch zukünftige Peacecamps so gut gelingen, wie dieses!

Andrea Prinz
Praktikantin peacecamp2010

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